Überparteiliche Bürgerinitiative
Öffnet den Karlsplatz!
 Für einen Platz der Offenen Kulturen
   
  Dr. Wolfram Liebig

Kunstplatz Karlsplatz: Eine Bürgerinitiative fordert die Öffnung für das Neue

Im Januar dieses Jahres hat sich ungefähr ein Dutzend Wienerinnen und Wiener in einer überparteilichen Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um die Diskussion über die längst überfällige Neugestaltung des Kulturraums Karlsplatz wieder aufzunehmen. Drei Monate später lässt sich eine erste erfolgreiche Bilanz ziehen. Es konnten immerhin mehr als 1.000 Unterschriften gesammelt werden, und auch die Verantwortlichen in der Wiener Stadtregierung nehmen sich mehr als zuvor dieses wichtigen Themas an.

Dabei hat alles sehr einfach begonnen. In meinem Kaffeehaus, das ich fast täglich besuche, wurde mir eines Tages eine junge Mutter vorgestellt, die mir von ihren Sorgen beim Überqueren des Karlsplatzes erzählte. Das erstaunliche für mich war, dass sie ihre Kritik an der unübersehbaren Verkehrsbelastung im Zentrum Wiens mit einer sehr konstruktiven Überlegung verbinden konnte. "Politik", so erklärte sie, "muss vorausschauend planen und handeln. Wenn der Karlsplatz wieder nur einer kosmetischen Behandlung zur Verkehrsberuhigung unterzogen wird, so beraubt sich die Stadt einer wichtigen Möglichkeit, diesem Standort einen größeren Sinn zu geben."

Die stundenlangen Diskussionen, zu der sich immer mehr interessierte Personen gesellten, bildeten den Auftakt zur Gründung der Initiative "Öffnet den Karlsplatz! Für einen Platz der offenen Kulturen". Wir haben in dieser Zeit mit vielen Künstlern und Kulturschaffenden gesprochen, die uns immer wieder auf ihre Enttäuschung hingewiesen haben und vor allem darauf, wie wichtig es ist, aus den Fehlern des Museumsquartiers zu lernen. Dort hat man eine ursprüngliche Idee kurzerhand zunichte gemacht. Deshalb fordern wir, dass aus dem Kunstplatz Karlsplatz ein dynamisches Experimentierfeld und ein Impulsgeber gesellschaftlicher Entwicklung wird. Was in Wien fehlt, ist ein Signal, das in die Zukunft weist. Der Karlsplatz bietet sich geradezu an, als Knotenpunkt für Kunst, Kultur und Wissenschaft eine spürbare Aufwertung zu erfahren. Insbesondere im Hinblick auf das Computer-Zeitalter, in dem wir schließlich leben, muss die Politik daher auch Neues schaffen, das als notwendige Ergänzung zu den bestehenden Institutionen anzusehen ist.

Diese Öffnung des Standorts für einen Weg in die Zukunft setzt aber zunächst ein Öffnen in den Köpfen voraus. Vor allem der Wiener Kulturstadtrat, Dr. Andreas Mailath-Pokorny, muss hier endlich Mut und Entschlossenheit beweisen. Es kann schließlich nicht sein, dass sich das Engagement für einen Kunstplatz Karlplatz darauf beschränkt, einen als Leitsystem getarnten Schilderwald zwischen Secession und Historischem Museum zu errichten. Als diese Absicht Ende März durchgesickert war, sind unzählige Reaktionen bei der Bürgerinitiative eingelangt, die uns ermuntert haben, die Verwirklichung eines Karlplatzes für offene Kulturen mit noch mehr Nachdruck einzufordern. Aus diesem Grunde ist für den 25. April ein großer Aktionstag am Karlsplatz vorgesehen, dem noch weitere folgen werden.

Die Öffnung des Karlsplatzes für offene Kulturformen, die in die Zukunft weisen, kann nur gelingen, wenn sie eine breite Unterstützung findet. Ich möchte Sie, werter Leser und werte Leserin, daher einladen, für diese Anliegen auch weiterhin zu unterzeichnen.

Dr. Wolfram Liebig ist Kunstliebhaber und ehrenamtlicher Sprecher der überparteilichen Bürgerinitiative "Öffnet den Karlsplatz!"

Möglichkeit zu unterzeichnen gibt es hier