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Öffnet den Karlsplatz!
Für einen Platz der Offenen
Kulturen |
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P R E S S E S P I E G E L
DER STANDARD - 18.1./19.1. 2003, Seite 11 Chronik
Neue Bürgerinitiative in der Endlosschleife
Die künstlerische Gestaltung eines menschenwürdig erneuerten Karlsplatzes
will eine neue Bürgerinitiative ins Auge fassen - und übersieht, dass die
Politik ihre vollmundigen Platzneuplanungs- ankündigungen oft aus den Augen
verliert.
Thomas Rottenberg
Wien - Zum Glück hat Michael Ende mit seiner "Unendlichen Geschichte" einen
simplen Fantasy-Roman geschrieben und nicht versucht, sich mit der Echtwelt
am Karlsplatz auseinander zu setzen. Sonst wäre das Buch nie erschienen,
sondern - höchstens - als auseinander fallendes Manuskript in irgendwelchen
Projektgruppen des Rathauses über 100 Jahre von einem Schreibtisch zum
nächsten gereicht worden. Mit Vermerken: "wichtig", "heikel" und "wem andern
umhängen".
Am Karlsplatz kommen nämlich nicht nur die Verkehrsströme der Stadt, sondern
auch alle mit ihnen einhergehenden Probleme zusammen. Kein Wunder also, dass
sich kein Politiker wirklich über den Platz traut. Zu Fuß so wenig wie
planerisch.
Eine Mitte der Woche gegründete Bürgerinitiative will da nun Abhilfe
schaffen. Oder zumindest die Politik zwingen, eine öffentliche Diskussion zu
führen: Unter dem Signet "Öffnet den Karlsplatz" soll sich die Zone zwischen
Naschmarkt und Historischem Museum zu einem "Ort der Kunst" entwickeln.
Als Signal für künstlerische Gestaltungsformen des 21. Jahrhunderts, erklärt
Karl Latz von der Karlsplatz-Initiative, solle der Raum "nicht nur musealen
Formen" der Kunstaufbewahrung in den Museen an seinen Rändern dienen. "Die
angedachte Neugestaltung am Platz", so Latz, "stellt eine historische Chance
dar." Wenn über eine Sanierung der "grauslichen Verkehrssituation" zu einem
"menschenwürdigen Naherholungsgebiet" diskutiert werde, dürfe die Debatte um
eine künstlerische Aufbereitung des Areals nicht vergessen werden.
Konzept versprochen
Konkret beziehen sich Latz und seine Mitstreiter da auf jene Pläne und
Ideen, die zuletzt im Spätsommer 2002 präsentiert wurden. DER STANDARD
berichtete damals ausführlich.
Demnach sollten - unter anderem - die Straßenbahnen beim Künstlerhaus
verlegt und eine Umleitung der den Platz in unzugängliche Inseln teilenden
Verkehrsströme ins Auge gefasst werden. Ergebnisse wurden für November 2002
angekündigt.
Was genau das Ergebnis der Studien ist, wissen aber auch die
Bürgerinitiativler nicht: "Alle reden darüber, aber keiner weiß etwas
Konkretes", erklärt Latz. Auch und gerade deshalb sei es wichtig, die
Politik in die Pflicht einer öffentlichen und offensiven Debatte über die
Zukunft des Platzes zu nehmen.
Freilich weiß man im Rathaus derzeit auch nicht mehr als auf der Straße: Das
für November angekündigte Konzept verzögere sich, bedauert man im Büro von
Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP). "In den nächsten zwei Monaten sollte
es aber vorliegen." Für Gespräche sei man natürlich offen, "sobald konkrete
Vorschläge am Tisch liegen".
Michael Ende hat nie über den Karlsplatz geschrieben. Darum ist seine
unendliche Geschichte auch irgendwann fertig geworden.
www.verkehrshoelle.at
www.die-leselust.de/buch/endemichaelgeschichte.htm
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